von Hamit Duran, Turgi

 

 

Am 22. Juni 2004, einem trüben und verregneten Sommertag, fand die langersehnte Einweihungsfeier des Grabfeldes für Muslime in Zürich-Witikon statt. Der für Zürichs Muslim äusserst bedeutende Anlass war schlicht und der wolkenverhangene Himmel, der den zahlreich anwesenden Vertretern, Gästen und Medienleuten immer wieder einmal ein paar Regentropfen spendete, lieferte die passende Kulisse dazu.

Eröffnet wurde die Zeremonie durch den amtierenden Zürcher Stadtpräsidenten Elmar Ledergerber. Er liess in seiner kurzen Ansprache die 10-jährige Entstehungsgeschichte Revue passieren. Erst eine Änderung der kantonalen Friedhofsverordnung, welche im Juni 2001 in Kraft gesetzt wurde, ermöglichte es, die Realisierung dieses nun zu Ende geführten Projektes anzupacken. Ledergerber erwähnte, dass es in Zürich rund 20 städtische Friedhöfe gibt. Dazu kommen fünf private jüdische Friedhöfe sowie eine ganze Reihe weiterer spezieller Grabstätten. 20’000 Muslime leben mittlerweile in Zürich, also rund fünf Mal mehr als Juden. Es sei deshalb höchste Zeit gewesen, dass die Muslime eine Möglichkeit erhalten, ihre Verstorbenen gemäss ihrem eigenen Ritus zu beerdigen.

Anschliessend hielt Ismail Amin, Präsident der VIOZ, eine kurze Rede. Mit bewegenden Worten brachte er zum Ausdruck, dass dies ein Tag tief empfundener Freude für die Muslime in Zürich ist. Diese Einweihung stelle die Erfüllung eines lang gehegten Wunsches dar und sei deshalb ein wunderschönes Geschenk. Bis jetzt konnten die Muslime zwar in Zürich geboren werden, jedoch war es nicht möglich, sie auch hier zu begraben. Seinen Dank richtete Amin an alle, die zum Gelingen dieses Vorhabens beigetragen haben, allen voran an den ehemaligen Stadtpräsidenten Josef Estermann und Elmar Ledergerber, sowie an viele andere Beteiligte (u.a. an die Landeskirchen und das Zürcher Forum der Religionen).

Fatih Dursun trat als nächstes ans Podium und las die deutsche Übersetzung der Verse 144-148 der Sura Al-i Imran vor, welche dann von Imam Nebi Recebi mit eindrücklicher Stimme auf Arabisch vorgetragen wurden.

Seine darauf folgende kurze Rede begann Fatih Dursun mit einem Zitat von Friedrich Dürrenmatt: «Über den Tod kann man nicht sprechen, sondern nur schweigen.» In einem Hadith erwähnte der Prophet Muhammad (a.s.s.), dass das Leben nur eine Reise mit verschiedenen Etappen ist. Jeder Mensch hat seine Stunde, die von Gott bestimmt ist, ganz im Sinne von: «Der Mensch denkt, Gott lenkt – Man proposes, God disposes». Bis jetzt gab es keine Möglichkeit, Muslime rituell korrekt zu bestatten. Deshalb wurden viele in ihre Heimatländer zurückgeschickt, was sehr aufwendig und kostspielig ist. Auch Dursun schloss seine Rede mit einem Dank an all jene, die das Vorhaben tatkräftig unterstützt haben.

Als letzter Redner beschrieb Paul Dudle, Leiter von «Unterhalt Grün Stadt Zürich» die bauliche Ausführung der beiden Grabfelder. Die Toten können nun seitlich liegend mit dem Gesicht in Richtung Mekka beigesetzt werden. Die Anlage ist bewusst schlicht, ohne grosse Bepflanzung gehalten. Die beiden Felder sind mit ockerfarbenen Mauern umfasst und durch einen Besammlungsplatz mit Brunnen ergänzt. Zusammen bieten die Felder 320 Plätze.

Die schlichte Feier wurde dann durch ein arabisches Bittgebet von Imam Youssef Ibram, das von Ahmed Afifi auf Deutsch übersetzt wurde, abgeschlossen. Danach begaben sich die meisten Anwesenden zum Apéro, der von der Stadt Zürich spendiert wurde.

Mit diesem Anlass hat nun die lange Geschichte der Suche nach einer geeigneten Bestattungsmöglichkeit für Muslime in Zürich ein vorläufiges Ende gefunden, alhamdulillah. Es bleibt zu hoffen, dass andere Städte möglichst bald folgen werden.