Wie die Neue Luzerner Zeitung vom 19. Oktober 2007 berichtete, wirbt Imam Petrit Alimi in seinen Predigten für Frieden und Toleranz.

Hier der Bericht von Benno Bühlmann:

Freitagmittag an der Baselstrasse in Luzern: Im Gemeinschaftszentrum des Islamischen Kulturvereins Barmherzigkeit treffen nach 13 Uhr nach und nach muslimische Gläubige ein. Im Eingangsbereich werden die Schuhe ausgezogen, dann folgt im Waschraum das Reinigungsritual, wie es von Muslimen stets vor dem Gebet verrichtet wird. Aus dem Gebetsraum des Zentrums ertönt bereits die Stimme des Imam (Vorbeter), der in arabischer Sprache singend Koranverse rezitiert.

Wenig später begrüsst Petrit Alimi, der Kommunikationsbeauftragte des kürzlich eröffneten Zentrums, die zahlreichen Gläubigen, die sich zum Freitagsgebet eingefunden haben. Ungewöhnlich ist, dass er dies in deutscher Sprache tut, denn in den anderen Moscheen wird meist bosnisch, türkisch oder albanisch, also in der Herkunftsprache der Besucher, gepredigt. 

Plädoyer für Toleranz

«Ich wünsche, dass uns Allah in diesen Tagen bestärkt, dass wir gute Taten verrichten und mit unseren Nachbarn friedlich zusammenleben», sagt Petrit Alimi in seiner Predigt, die ein engagiertes Plädoyer für mehr Frieden und Toleranz in der Welt beinhaltet: «Wir sind verpflichtet, überall in der Welt und vor allem auch hier in der Schweiz die Botschaft des Friedens zu verbreiten und nicht das Gegenteil, wie es sehr oft von den Medien vermittelt wird -, dass der Islam eine Religion der Angst und des Terrors sei. Nein, liebe Brüder, mit unserem Beispiel können wir beweisen, dass der Islam eine Religion des Friedens ist.»

In seiner Predigt spricht Petrit Alimi ein nahezu perfektes Deutsch, obwohl seine Muttersprache Albanisch ist. «Es ist meines Erachtens sehr wichtig, dass sich der Vorbeter in der Moschee auch in der deutschen Sprache ausdrücken kann. Denn die Sprache bildet einen entscheidenden Faktor für die Integration der Muslime in ihrer sprachlichen Vielfalt in der Schweiz», betont Alimi, der bereits seit 16 Jahren in der Schweiz lebt und inzwischen auch Schweizer Bürger geworden ist.

Alimi ist verheiratet, Vater von drei Töchtern und im operativen Management eines Pflegezentrums der Stadt Zürich tätig. Daneben hat er sich im Rahmen eines Fernstudiums in Sarajevo intensiv mit dem Islam auseinandergesetzt und zählt heute zu den wenigen studierten islamischen Theologen in der Schweiz. Zudem hat er in Luzern eine Ausbildung in Interkultureller Kommunikation absolviert.

Erste übernationale Moschee

 
Alimi möchte nicht, dass sich die Muslime in der Schweiz in kulturellen oder sprachlichen Gruppen – aufgesplittert nach Herkunftsländern – abschotten, sondern wünscht, dass «sie sich öffnen und in eine Interaktion mit der Gesellschaft treten». Insbesondere für die zweite und die dritte Generation der in der Schweiz lebenden Muslime sei es sehr wichtig, dass sie sich auch in einem kultur- und sprachübergreifenden Rahmen treffen könnten, wo man sich in der deutschen Sprache verständigen kann. Mit der Eröffnung der neuen Moschee an der Baselstrasse in Luzern ist ein wichtiger Schritt in dieser Richtung erreicht worden. Immerhin handelt es sich hier um den ersten Versuch einer supranationalen Moschee in der Zentralschweiz. Alimis grösster Wunsch wäre indessen, dass dieses zentrale islamische Glaubens- und Kulturzentrum, das im Luzerner Untergrund-Quartier in den Gebäulichkeiten eines Parkhauses untergebracht ist, längerfristig an einem «für eine religiöse Gebetsstätte würdigen Ort» auch öffentlich sichtbar gemacht werden könnte.

In der sprach- und kulturübergreifende Moschee sind Menschen aus sehr vielfältigen Lebenskontexten anzutreffen. Das Spektrum reicht vom pensionierten Ali Shoble aus dem ostafrikanischen Somalia bis hin zum 20-jährigen Arlind Iseinoski aus Willisau, dessen Eltern 1987 aus Mazedonien in die Schweiz gekommen waren. Da erstaunt es nicht, dass Arlind mit seinem akzentfreien Schweizerdeutsch die deutschsprachige Moschee in Luzern der albanischen in Emmenbrücke vorzieht: «Der Imam», sagt er, «spricht in der Predigt Themen an, die direkt mit unserer Situation hier in der Schweiz zu tun haben.»