von Hamit Duran, Turgi, im Februar 2006

«I am here to defend the right to offend.» «Ich bin hier, um das Recht zu verteidigen, beleidigen zu dürfen.»

So begann gemäss einem Bericht auf «Spiegel online» die bekannte Islam-Kritikerin Ayaan Hirsi eine Pressekonferenz Anfang Februar dieses Jahres. Damit sollte es nun auch dem Hinterletzten klar geworden sein: bei dem sogenannten «Karikaturen-Streit» geht es nicht um Kritik oder Dialog, es geht um Beleidigung, Spott und Provokation. Die ganze Geschichte, die zur Eskalation führte, weist auch ganz klar in diese Richtung. Die dänische Zeitung «Jyllands-Posten», welche die Karikaturen als erste abdruckte, hatte, wie man z.B. in der «Basler Zeitung» vom 3.11.2005 nachlesen kann, ganz klar die Provokation gesucht, um dann den zunächst friedlichen Protest der dänischen Muslime mit dem Verweis auf die Presse- und Meinungsfreiheit abzublocken. Wie heuchlerisch das ist, merkt man spätestens nach einem Bericht der englischen Zeitung «The Guardian» in ihrer Ausgabe vom 6. Februar, wo es heisst, dass «Jyllands-Posten» sich vor rund 3 Jahren weigerte, Karikaturen über Jesus zu publizieren, da sich die Leser dadurch gekränkt fühlen könnten…

Wie sieht es aber in der Schweiz aus? Auch hier gibt es die sogenannte Presse- und Meinungsfreiheit. Diese gilt aber nicht uneingeschränkt, wie der Schweizer Presserat festhält. Auf seiner Internetseite (www.presserat.ch) ist im Vademekum nachzulesen:

«Die Freiheit von Kommentar und Kritik gilt auch gegenüber Kirchen und religiösen Gemeinschaften sowie gegenüber Elementen ihrer Glaubensüberzeugungen. Satirische Beiträge zu religiösen Themen sind zulässig, sofern sie nicht religiöse Symbole verunglimpfen und lächerlich machen oder die Gefühle von Gläubigen verletzen.»

Das hat aber einige Schweizer Zeitungen nicht daran gehindert, die Karikaturen abzubilden unter dem Hinweis, auch der Islam müsse kritikfähig sein. Natürlich ist er das, aber nicht auf diese Art und Weise. Hinzu kommt, dass ansonsten der Umgang mit anderen Religionen ganz anders gestaltet wird. Dazu passt folgender Kommentar von Peter W. Frey im «Tagers-Anzeiger» vom 9. Februar 2006:


«In Gretzenbach ist die goldene Kuppel des buddhistischen Tempels vom Intercity Zürich-Bern aus zu sehen. Niemand stört sich daran. In Trimbach planen Tamilen mit wohlwollender Unterstützung durch die Gemeinde einen hinduistischen Tempel mit einem 17 Meter hohen Turm. Opposition gibt es nicht. Wenige Kilometer weiter westlich dagegen darf der türkische Kulturverein nach dem Willen der Baubehörde auf seinem Vereinsgebäude kein 6 Meter hohes – symbolisches – Minarett errichten. Rund 400 Personen hatten dagegen Einsprache erhoben. Was in der Schweiz lebenden Buddhisten und Hindus quasi als Selbstverständlichkeit zugestanden wird, soll Muslimen verweigert werden: der Bau eines Gotteshauses in der Tradition ihres Glaubens.»

Was kann man dazu noch sagen?

Trotzdem, all diese Ereignisse und all das Gerede vom «Clash of Civilizations», den sich offenbar viele wünschen, dürfen uns nicht davon abbringen, unseren Protest und unsere Abscheu auf friedliche Art und Weise zum Ausdruck zu bringen. Gewalt, insbesondere gegen Unbeteiligte, kann keine Option für uns sein, zumal der Islam die Religion des Friedens ist.

Quelle: www.barmherzigkeit.ch