Wie die Aargauer Zeitung in ihrer Ausgabe vom 10. September 2007 berichtete, haben mehere hundert Besucher die offizielle Eröffnungsfeier am 8. September 2007 im Industriegebiet Rigacker in Wohlen besucht.

Toleranz, Respekt, Anerkennung und Offenheit › diese Grundsätze waren bei der Eröffnung der ersten Moschee im Freiamt immer wieder zu hören. Die zahlreichen Redner würdigten das Bauwerk als Basis für eine bessere Integration der Muslime in die Gesellschaft.

«Heute ist für uns eine grosser, sehr bedeutungsvoller Tag: Wir sind endlich am Ziel der Reise angekommen und können unsere Moschee eröffnen», sagte Önder Günes, Leiter der Jugendorganisation der Schweizerischen Islamischen Gemeinschaft, der durch die Feier führte. Auf dem Platz vor dem Gebetshaus an der Rigackerstrasse 25 hatten sich mehrere hundert Menschen versammelt. In Zelten und unter freiem Himmel sassen sie zusammen, und fast allen war die grosse Freude über diesen Tag im Gesicht geschrieben. «Jeder wollte seinen Beitrag leisten, unser Dank geht an die vielen Freiwilligen, die beim Bau der Moschee mitgeholfen haben», betonte Günes.

«Nun beginnt eine neue Reise», führte Kerim Bayindir, Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft Wohlen, den ersten Gedanken weiter. «Es liegt uns daran, die Gemeinschaft mit der Wohler Bevölkerung, das  egenseitige Verständnis und die aktive Integration mit all ihren Rechten und Pflichten zu fördern», sagte Bayindir. Und er betonte: «Der Islam ist eine Religion der Barmherzigkeit, die Türen unserer Moschee werden immer offen stehen.»

Offenheit gewürdigt

 
Regierungsrat Rainer Huber, der Vorsteher des Departements Bildung, Kultur und Sport, ergriff als erster Politiker das Wort.


Er lobte die Freiämter Muslime für ihre Offenheit: «Mit dem Entscheid, zu dieser Feier die Öffentlichkeit einzuladen, ist ein guter Boden für Gespräche, Begegnungen, Toleranz, Respekt, Achtung und ein friedliches Zusammenleben gelegt worden», betonte Huber. Und der CVP-Vertreter ergänzte: «Wer in der Religion verankert ist, hat gute Wurzeln, die Religion bildet ein Fundament, um miteinander statt nur nebeinander zu leben.» Es gelte, das Verbindende zu betonen, gefragt sei Anerkennung für die Andersartigkeit, führte Huber weiter aus.


Gemeindeammann Walter Dubler gratulierte den Muslimen zum gelungenen Werk und sprach ihnen zudem ein Kompliment aus. «Laut der Bauverwaltung war die Zusam- menarbeit vorbildlich und absolut korrekt.» Dubler wünscht sich, dass diese Zusammenarbeit auf andere Bereiche ausgedehnt wird. Konkret nannte er Schule und Soziales, «wo fehlende Integration oder Verständigungsschwierigkeiten häufig zu Problemen führen». Dubler sieht die neue Moschee als Sinnbild für das Zusammenleben der Kulturen und Religionen, für Toleranz und Verständnis. Doch hielt der Gemeindeammann auch fest:


«Die grundlegenden Prinzipien der Bundesverfassung sind unbedingt einzuhalten und stehen nicht zur Diskussion.» dialog der religionen? Abdullah Kasapoglu, Präsident der Schweizerischen Islamischen Glaubensgemeinschaft, nahm diese Punkte auf. «Der Islam ist eine Religion des Friedens, kein Muslim soll einem anderen Menschen Schaden zufügen», erklärte er.


Johannes Siebenmann, der reformierte Pfarrer, hätte sich nicht träumen lassen, dass in Wohlen je eine Moschee stehen würde. Er gab seiner Hoffnung Ausdruck, «dass Glaube, Friede und Liebe, ohne die Unterschiede der Religionen zu verdrängen, über Trennendes hinweg Verbindungen schaffen können.»


Martin Uhr, Mitglied der katholischen Kirchenpflege, sieht das friedliche Zusammenleben der Religionen nicht als selbstverständlich. «Es gibt Unsicherheit und Angst, darum müssen wir in einen interreligiösen Dialog treten», sagte Uhr. Er lud die Muslime als Zeichen dafür heute schon zur 200-Jahr-Feier der Wohler Kirche im nächsten Jahr ein.

Einige kritische Worte von Architekt Toni Marti und Baumeister Walter Hollenweger

 

Neben den Vertretern der Islamischen Gemeinschaft, der Politik und der Kirchen sprachen bei der Eröffnung der Wohler Moschee auch zwei Männer, die einen grossen Anteil daran haben, dass der Bau überhaupt realisiert werden konnte.


Architekt Toni Marti erinnerte an die jahrelange Odyssee der Islamischen Glaubensgemeinschaft. «Bei der Suche nach einem Platz für die Moschee war Wohlen die zwölfte Gemeinde, zuvor hatten wir immer Absagen erhalten, teilweise mit absurden Begründungen», erklärte Marti. Mit spitzer Zunge ergänzte der Architekt: «Der Gemeinderat Wohlen hat übrigens keinen Anteil an dieser Moschee, er hat unser Baugesuch abgelehnt. Wenn das Aargauer Verwaltungsgericht nicht gewesen wäre, würde die Moschee heute nicht stehen.» Auch die Suche nach einer Bank, die einen Hypothekarkredit für den Bau der Moschee sprechen würde, ist laut Marti schwierig gewesen. «Ich müsste mich schämen, wenn ich die Aussagen zitieren sollte, mit denen gewisse Banken ihre Ablehnung begründeten», hielt Toni Marti mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg. Nach mehreren negativen Antworten übernahm schliesslich die Aargauische Kantonalbank in Wohlen die Finanzierung.


Moderater und weniger emotional waren die Worte von Walter Hollenweger. Doch auch der Baumeister, der den Muslimen das Land für die Moschee verkauft hatte, berichtete von unerfreuliche Erlebnissen. «Ich wurde nach dem Landverkauf persönlich heftig angegriffen, musste mir zum Beispiel die Frage gefallen lassen, ob ich jetzt selber Muslim werde», erklärte Hollenweger. In einer befreundeten Männerrunde habe er damals gefragt, wer für den Bau der Moschee stimmen würde. «Nur zwei von zehn waren dafür, acht dagegen, so war etwa die Stimmung», sagte der Baumeister. Umso mehr freute sich Walter Hollenweger, «dass die Muslime heute keine Ressentiments haben und niemandem mehr böse sind».


Symbolisch schenkte Hollenweger der Islamischen Glaubensgemeinschaft einen Apfelbaum. «Er soll wachsen, Früchte tragen und für das Engagement der Muslime in unserer Gesellschaft stehen.»

Tag der offenen Moschee im Kanton Aargau

 
Diesem Zweck dienten auch die am gleichen Tag offenen Türen in den Moscheen Buchs, Döttingen, Kirchdorf, Lenzburg, Möhlin, Neuenhof, Rheinfelden und Suhr. Organisiert wurde diese kantonsweite Einladung, der rund 200 Personen gefolgt sind, durch den Verband Aargauer Muslime (VAM).