Die Aargauer Zeitung berichtete am 14. September 2009 unter dem Titel «Wir spüren, dass wir alle Menschen sind» über diesen Anlass.

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Der Zeitpunkt war trefflich gewählt: Einen Tag vor dem 8. Jahrestag der Attentate 9/11 in den USA trafen sich im Salzhaus Brugg über 150 Christen und Muslime: Gemeinsam begingen sie das Fastenbrechen. Das erklärte Ziel von Christen wie Muslimen war es, einander kennen zu lernen, Ängste abzubauen, das Gemeinsame zu unterstreichen, die Unterschiede zu respektieren.  

Die Idee bewegte Wolfgang Rothfahl, reformierter Pfarrer der Kirchgemeinde Brugg, schon lange: Den Dialog mit den hier ansässigen Muslimen suchen. «Der interreligiöse Dialog trägt zum Frieden bei und gibt uns Christen auch Gelegenheit, im Spiegel des Gesprächs die eigene Religion besser kennen zu lernen.»

Überkonfessionelles Team

Im Einverständnis mit der reformierten und der katholischen Kirchenpflege nahm Rothfahl Kontakt auf mit dem Verband Aargauer Muslime und stiess auf offene Türen. Halit Duran, Präsident des Verbandes der Aargauer Muslime (VAM), war seinerseits auf der Suche nach Kirchgemeinden, die Interesse daran hatten, während des Ramadan ein gemeinsames Fastenbrechen zu begehen.

Aus diesem ersten Kontakt entstand ein achtköpfiges, überkonfessionelles Team, das die Vorbereitungen in Angriff nahm. Lebhaftes Stimmengewirr war im Salzhaus zu vernehmen. Noch während der Ansprachen wurden weitere Tische gedeckt für all jene Gäste, die der Einladung gefolgt waren – unter ihnen auch eine multikulturelle Schulklasse mit Familienangehörigen aus der Realschule Langmatt. 

Halit Duran begrüsste als Erster die Gäste, gefolgt von Brigitte Perren (Mitglied der reformierten Kirchgemeinde). Dann folgte die Ansprache von Stadtrat Christoph Brun. Ihm als Ressortvorsteher Schule sei es ein Anliegen, die Integration der Muslime, das Zusammenleben in der Gemeinde, das gegenseitige Interesse und Verständnis im Rahmen des Zulässigen und Möglichen zu fördern.  

Hedy Wittweiler (Seelsorgerin der katholischen Kirchgemeinde) äusserte Gedanken zum Fasten aus christlicher Sicht und Muris Puric (Imam der bosnischen Gemeinde Unterentfelden) erklärte die Bedeutung des Fastenmonats Ramadan und das Ritual des allabendlichen Fastenbrechens. Anschliessend versetzten melodisch vorgetragene Koranverse vorab die Gäste mit christlichem Hintergrund in eine orientalische Klangwelt. Speziell für sie wurden die Verse ins Deutsche übersetzt.

Harmonie gemeinsam erleben

Während des Gebetsrufs und des Abendgebets von Muslimen und Muslimas auf der Bühne brachen die Gäste im Saal das Fasten mit der traditionellen Einnahme einer Dattel. Mit Hingabe widmeten sich nun alle, Muslime wie Christen, dem Abendessen, zu dem der VAM eingeladen hatte.

«Am Ramadan ziehen sich die Muslime meistens zurück und bleiben unter sich», sagt Halit Duran und fügt hinzu: «Nun ist es indessen doppelt schön, nach einem langen Fastentag mit anderen Gläubigen zusammenzukommen und in guter Gemeinschaft zu essen. Der Ramadan ist ein Monat gelebter Harmonie und die möchten wir teilen. Die grösste Gefahr für ein Zusammenleben ist die Unkenntnis des andern – dieser Abend gibt uns zu spüren, dass wir mit allen religiösen und kulturellen Unterschieden einfach Menschen sind.» Mit dem in ihren Schlussworten ausgedrückten Wunsch nach Frieden und Verständigung schloss sich Anne-Christine Rechsteiner (Mitglied der reformierten Kirchenpflege) dieser Haltung an.

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