Unter dem Titel «Die Juden befinden sich im Scherengriff» erschien am 24. September 2012 ein interessanter Artikel in der Basellandschaftlichen Zeitung. Es handelte sich dabei um ein Interview mit dem Basler Alfred Bodenheimer, der im Jahre 2010 als erster jüdischer Dekan an einer theologischen Fakultät in Europa an die Uni Basel kam. 

 Anlass für das Interview war sein Buch mit dem Titel «Haut ab!», das kürzlich im Wallstein Verlag erschienen ist und das die Hintergründe und die Bedeutung der Knabenbeschneidung im Judentum erklären soll. Denn wie so oft wurde und wird viel über ein Thema diskutiert, ohne dass die Beteiligten über genügend fundiertes Wissen darüber verfügen.

Interessant dabei ist die Feststellung Bodenheimers, dass Juden praktisch über Nacht unter Druck kamen und sich rechtfertigen mussten. Bis jetzt sprach man in Deutschland und in der Schweiz von einer jüdisch-christlichen Kultur. Aber plötzlich werden die Juden dem «Fremden» zugerechnet. Eine Situation, welche die Muslime in diesen Ländern, egal welcher ethnischer Herkunft sie sind, sehr gut kennen.

Aber auch hier werden die Muslime als wesentlicher Teil des neuen (alten) Problems betrachtet. Bodenheimer meint im Intreview, dass die Juden sich im Scherengriff zwischen einem unter eingewanderten Muslimen stärker verbreiteten Antisemitismus und der Mehrheitskultur, die sich plötzlich gegen «archaisch-barbarische» Bräuche wie die Beschneidung wendet, befinden.

Cool, schuld sind also wieder einmal die Muslime…

 

Dass das nicht von allen so gesehen wird, zeigte sich z.B. am 9. September 2012 in Berlin, wo Juden und Muslime gemeinsam für das Recht auf religiöse Beschneidung demonstriert haben. Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, sagte dabei, dass es die Tradition der Beschneidung auch in Zukunft in Deutschland geben werde. Gleichzeitig forderte er die Muslime auf, sich nach den jüngsten Übergriffen auf Juden der Debatte über den islamistischen Antisemitismus zu stellen.

 

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